Heute widme ich mich einem der meistdiskutierten und zugleich missverstandenen Aspekte der Gorean Welt: den Kajirae und Kajiri – den Sklavinnen und Sklaven von Gor.

Kajirae & Kajiri – Leben im Collar, jenseits der Klischees
Wenn man „Kajira“ hört, denken viele sofort an erotische Unterwerfung, an BDSM oder an das Bild der willenlosen Dienerin. Doch wer sich wirklich mit Gor beschäftigt – sei es in den Romanen oder im Second-Life-Rollenspiel – erkennt schnell: Das Leben im Collar ist nicht einfach ein Spiel mit Macht, sondern ein kulturell verankerter Lebensweg, der auf Ritual, Philosophie und Identität basiert.

Denn eine Kajira muss sehr viel lernen – über sich selbst, über ihren Herrn, über wahre Hingabe. Nur so kann sie ihm wirklich gefallen.

Was bedeutet es, eine Kajira oder ein Kajirus zu sein?
In Gor sind Sklaven Besitz, ja – aber sie sind auch Teil der Gesellschaft. Sie haben keine Kaste, keine Rechte im klassischen Sinne, aber sie haben Wert, Funktion und oft sogar Einfluss. Ihre Rolle ist klar geregelt, ihre Ausbildung ritualisiert, ihr Verhalten codiert.

Typische Merkmale:
  • Collar (Halsband): Symbol der Zugehörigkeit – oft mit Namen des Besitzers.
  • Sprache & Haltung: Begrüßungen, Emotes, Tänze – alles folgt festen Regeln.
  • Posturen wie „Nadu“ oder „Tower“: Körperhaltungen mit Bedeutung – z. B. „Nadu“ (knien mit geöffneten Oberschenkeln) als Zeichen der Bereitschaft. Wenn Freie Frauen anwesend sind wird immer im Tower gekniet.
  • Ergebenheit: Nicht als Schwäche, sondern als Ausdruck von Akzeptanz.
Philosophie hinter dem Collar:
„Only in the collar is a woman truly free.“
– Gorean Sprichwort, oft zitiert in RP-Kreisen

Dieser Satz mag provokant klingen, doch in der Gorean Philosophie bedeutet er: Eine Kajira muss ihre Wünsche nicht verstecken, ihre Rolle nicht hinterfragen. Sie lebt in Klarheit – und das wird als Befreiung verstanden.
In den Romanen wird oft betont, dass Sklavinnen nicht weniger wert sind – sondern anders. Ihre Hingabe, ihre Schönheit, ihre Fähigkeit zu dienen werden als Tugenden gesehen, nicht als Schwächen.

Kajirae im Second-Life-Rollenspiel:
In SL ist die Rolle der Kajira eine der komplexesten und emotionalsten. Sie verlangt:
Verständnis für die Kultur – nicht nur das Auswendiglernen von Kommandos.
Respektvolles RP – mit Tiefe, nicht mit Klischees.
Geduld & Hingabe – denn viele Gemeinschaften verlangen Ausbildung, Tests und Mentoren.
Wichtig: Viele der Kommandos und Rituale, die in SL verwendet werden (z. B. das berühmte „Bazi-Teeservice“), stammen nicht aus den Romanen, sondern sind sogenannte Onlinisms – also RP-Erweiterungen, die sich über die Jahre entwickelt haben.

Freie Frauen vs. Kajirae:
Ein spannender Aspekt: In Gor gelten freie Frauen als stolz, stark und oft gefährlich. Doch sie leben in ständiger Kontrolle ihrer Emotionen und Sexualität. Kajirae hingegen dürfen sein, dürfen fühlen – und genau das führt zu dem oft zitierten Neid „Nur im Collar ist eine Frau wirklich frei.“

Verantwortung im RP
Wer eine Kajira spielt, trägt Verantwortung – gegenüber sich selbst, dem RP-Partner und der Community. Es geht nicht um Machtspielchen, sondern um kulturelles Rollenspiel, das Tiefe, Respekt und Verständnis verlangt.

Die beratende Kajira – Weisheit aus Unterwerfung
In den Romanen von John Norman gibt es mehrere Szenen, in denen Kajirae ihren Herren Rat geben, sei es in politischen Fragen, persönlichen Konflikten oder strategischen Entscheidungen. Dabei gilt:
  • Sie sprechen nicht aus Autorität, sondern aus Vertrautheit.
  • Ihr Rat ist oft emotional, intuitiv oder beobachtend – nicht analytisch wie der eines Kriegers oder Scribes.
  • Sie gibt Rat in Form von Fragen, Beobachtungen oder sanften Hinweisen.
  • Sie bleibt in ihrer Rolle – kniend, respektvoll, aber geistig präsent.
  • Ihr Einfluss ist nicht laut, sondern wirksam durch Nähe und Vertrauen.
  • Der Meister entscheidet, ob er ihn annimmt – aber allein die Tatsache, dass er zuhört, zeigt ihren Wert.

Beispiele aus den Romanen:
In “Captive of Gor” und “Kajira of Gor” gibt es Szenen, in denen Sklavinnen ihre Herren auf subtile Weise beeinflussen – etwa durch Beobachtungen über andere freie Frauen, politische Intrigen oder die Stimmung in einem Heimstein.
„She is mine, and though she kneels, her eyes see what others miss.“
„Sie gehört mir, und obwohl sie kniet, sehen ihre Augen, was andere übersehen.“
– sinngemäß aus Captive of Gor

Warum hört ein Meister auf seine Kajira?

  • Sie kennt ihn besser als viele Freie.
  • Sie beobachtet aus der Tiefe der Unterwerfung.
  • Sie hat keine Agenda – ihr Rat dient ihm, nicht sich selbst.

In Gor ist das größte Geschenk einer Kajira ihre Hingabe – und aus dieser Hingabe entsteht oft eine klare Sicht auf Dinge, die anderen verborgen bleiben.

Für ihren Meister: Unersetzlich
Wenn eine Kajira sich vollständig hingibt, wenn sie nicht nur gehorcht, sondern versteht, was es bedeutet, Eigentum zu sein (Auch die Gedanken, Sehnsüchte und Fantasien) – dann wird sie für ihren Herrn mehr als Besitz. Sie wird zu einem Spiegel seiner Macht, zu einem Symbol seiner Kontrolle, und manchmal sogar zu einem Teil seiner Seele.

Fazit: Leben im Collar ist kein Spiel – es ist eine Rolle mit Seele
Kajirae und Kajiri sind keine Objekte – sie sind Charaktere mit Geschichte, Emotion und Bedeutung. Wer sie spielt, sollte das mit Herz tun – und mit dem Wissen, dass hinter dem Collar mehr steckt als nur ein Mesh-Objekt.
Eine Kajira mag knien – doch ihr Geist ist wach. Wenn ein Meister ihre Gedanken schätzt, zeigt das nicht Schwäche, sondern Stärke: Denn er erkennt, dass wahre Macht nicht nur im Befehl liegt, sondern auch im Verstehen.

Persönliche Anmerkung:
Ich könnte seitenweise über die Kajira schreiben – über ihre Hingabe, ihre Entwicklung, ihre Gedankenwelt. Und doch habe ich das Gefühl: Man wird ihr nie ganz gerecht.
Sie ist tiefgründig, widersprüchlich, lernbereit, manchmal überraschend frech – und dabei stets bemüht, ihrem Herrn zu gefallen. Vielleicht liegt ihr Geheimnis gerade darin, dass man sie nicht vollständig erklären kann. Und ganz ehrlich: Selbst wenn ich es versuchte, würde sie mir wahrscheinlich mit einem charmanten Augenaufschlag sagen, dass ich sowieso nur die Hälfte verstanden habe.