Willkommen zur ersten Folge der virtuellen Benimm-Offensive!
Denn auch in Second Life gilt: Nur weil du fliegen kannst, heißt das nicht, dass du über allem stehst.
Oder wie Knigge es formulieren würde, wenn er heute einen Avatar hätte:
„Höflichkeit ist kein HUD, das man einfach an- und ausschaltet.“
Regel Nr. 1: Du bist nicht dein Mesh-Körper.
In Second Life ist alles möglich: Du kannst ein feuerspeiender Drache sein, ein 3 Meter großer Latex-Elf oder ein schwebender Donut mit Sonnenbrille.
Aber Knigge würde sagen:
„Man hüte sich, mehr scheinen zu wollen, als man ist.“
Und das gilt auch für Avatare mit 12.000 L$ teuren Körperteilen, die mehr Animationen haben als ein Pixar-Film und mehr Glanz als ein frisch polierter Einhorn-Hintern.
Beispiel:
Szene: Eine schicke Tanzfläche in einem virtuellen Club.
„DarkWolf69“ teleportiert sich mitten in die Menge. Er trägt nichts außer einem leuchtenden Schwanz, glitzernden Tattoos und einer Aura aus Partikeln, die aussieht wie ein explodierter Regenbogen auf Ecstasy.
Er schreibt in den öffentlichen Chat:
„Hey Ladies 😎 Wer will mit mir auf meine Skybox? Ich hab ein Jacuzzi mit Partikeleffekten und ein Tigerfell-Sofa.“
Die Gruppe schweigt.
„FräuleinFeinschliff“, eine elegante Avatarin mit einem Sinn für Stil und Ironie, antwortet trocken:
„Knigge würde sagen: Erst Smalltalk, dann Whirlpool. Und zieh dir was an, du leuchtest mir ins Inventar.“
Knigge-Analyse:
- Selbstüberschätzung: Nur weil dein Avatar aussieht wie ein digitaler Gott, heißt das nicht, dass du dich wie einer benehmen darfst.
- Respekt vor dem Raum: In eine Gruppe zu platzen wie ein Glitzer-Gorilla mit Jetpack ist selten ein guter Einstieg.
- Kommunikation mit Stil: Einladungen zum Whirlpool sind kein Ersatz für ein Gespräch.
- Virtuelle Etikette: Auch Pixel haben Gefühle. Oder zumindest Besitzer mit Geschmack und einem funktionierenden Ironie-Detektor.
Fazit:
Wer in Second Life Eindruck machen will, sollte nicht mit Partikeln protzen, sondern mit Persönlichkeit punkten.
Oder wenigstens mit einem vollständigen Satz, einem Hauch Taktgefühl und einem Outfit, das nicht aussieht wie ein Cyber-Rave in der Hölle.
Knigge hätte vermutlich nie mit einem Avatar getanzt, aber er hätte sicher gesagt:
„Der wahre Glanz liegt nicht im Glitzer, sondern im Geist.“
Und dann hätte er sich höflich aus dem Chat verabschiedet, ohne jemanden ungefragt in seine Gruppe einzuladen.
Zum Wochenende:
Und denkt dran: Wer sich in Second Life wie ein König aufführt, sollte wenigstens wissen, wo der Thron steht. Lasst eure Pixel tanzen, eure Partikel glitzern – und eure Manieren nicht ganz vergessen.
Schönes Wochenende, ihr virtuellen Wunderwesen!
Möge euer Inventar nie voll und eure Teleports immer erfolgreich sein.
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