Wenn man das erste Mal von „Gor“ hört, denkt man vielleicht an Fantasy, an Rollenspiel – oder an irgendetwas mit Schwertern und Sklavinnen. Doch wer sich wirklich mit dieser Welt beschäftigt, merkt schnell: Gor ist mehr als nur ein Setting. Es ist ein komplexes soziales Gefüge, eine Philosophie, ein Ort für tiefes Rollenspiel – und für viele ein digitales Zuhause.

Die Ursprünge: Gor in den Romanen:
Die Welt von Gor stammt aus der Feder von John Norman, einem amerikanischen Autor und Philosophen. In über 40 Romanen beschreibt er eine „Gegen-Erde“, die auf der gegenüberliegenden Seite der Sonne existiert – eine Welt, die der Erde ähnelt, aber von anderen Werten und Strukturen geprägt ist.

Zentrale Elemente:
Kastenwesen: Gesellschaftlich klar gegliederte Rollen wie Krieger, Schreiber, Händler oder Priester.
Der Heimstein: Symbol für Zugehörigkeit, Ehre und Schutz – fast schon spirituell aufgeladen.
Sklaverei: Ein zentrales, aber auch kontroverses Thema. In Gor ist sie Teil der Kultur und wird im Rollenspiel ritualisiert und reflektiert dargestellt.
Die Romane sind nicht unumstritten – sie polarisieren. Doch in der Second-Life-Community hat sich daraus eine facettenreiche RP-Welt entwickelt, die weit über Klischees hinausgeht

Gor in Second Life: Eine lebendige RP-Kultur:
In Second Life ist Gor eine der ältesten und aktivsten Rollenspiel-Communitys. Hier wird nicht einfach „gespielt“ – hier wird gelebt, gefühlt, diskutiert und gestaltet.

Was Gor in SL ausmacht:
Detailreiche Sims: Städte wie Besnit, Nighogger Village, Southern Jungles, City of Tentrium oder Sheba sind architektonisch und kulturell liebevoll gestaltet.
Tiefes Rollenspiel: Mit klaren Regeln, Ritualen und einer Sprache, die Respekt und Struktur vermittelt.
Vielfalt der Rollen: Vom stolzen Krieger über die wissbegierige Schreiberin bis zur rebellischen Pantherfrau – jede Rolle hat Tiefe und Bedeutung.
Gemeinschaft: Viele Spieler sind seit Jahren Teil der Gorean Welt, pflegen Freundschaften, Allianzen und Geschichten, die über Monate und Jahre wachsen.

Respekt & Verantwortung im RP:
Gor ist nicht für jeden – und das ist okay. Wer sich darauf einlässt, sollte sich bewusst sein, dass hier mit Verantwortung, Sensibilität und gegenseitigem Respekt gespielt wird. Die Themen sind intensiv, die Rollen oft emotional – aber gerade das macht Gor zu einem der tiefgründigsten RP-Erlebnisse in SL.

Missverständnisse über Gor:
„Gor ist nur ein erotisches Rollenspiel.“
Falsch. Zwar gibt es erotische Elemente, aber Gor ist vor allem eine komplexe Gesellschaft mit eigenen Gesetzen, Ritualen und kulturellen Werten.
„Gor ist BDSM mit Fantasy-Kulisse.“
Nein. BDSM basiert auf Konsens, Spielregeln und oft temporären Rollenwechseln. Gor hingegen beschreibt eine Welt, in der Hierarchien und Rollen gesellschaftlich verankert sind – nicht als Spiel, sondern als Lebensweise.
„Alle Frauen sind dort versklavt.“
Auch falsch. Es gibt freie Frauen mit hohem Status, und die Rolle der Sklavinnen (Kajirae) ist kulturell und philosophisch eingebettet – nicht pauschal oder rein sexuell motiviert.
„Wer Gor spielt, will Macht über andere.“
Ein Missverständnis. Viele Spieler*innen schätzen die Tiefe der Welt, die klaren sozialen Strukturen und die Möglichkeit, eine Rolle jenseits moderner Normen zu erleben.

Fazit: Gor ist mehr als ein Spiel – es ist eine Welt:
Wer Gor betritt, betritt eine Welt voller Regeln, Rituale und Geschichten. Es ist ein Ort, an dem man sich verlieren – und wiederfinden – kann. Es ist ein Teil von Second Life der schon sehr lange besteht und genau deshalb verdient Gor eine Serie.